Der erste Band von Patricia Strunks Fantasy-Roman endete mit einem Cliff-Hanger, der den Leser mit zum zerreißen gespannten Nerven zurückließ. Der zweite Band „Inagi – Kristallblut“ knüpft nahtlos an den ersten an, was es nicht weniger spannend macht.
Ishira muss die Besatzer auf ihrem Feldzug ins Zentrum der Insel begleiten, um sie vor den Angriffen der Amanori, der gefärhlichen, blitzspeienden Drachen, zu warnen, denn zwischen Ishira und den Echsen besteht eine seltsame Verbindung. Eigentlich will Ishira den Gohari nicht helfen, die Drachen zu vernichten. Doch sie kann sich nicht weigern, denn die Gohari halten ihren Bruder Kenjin als Geisel.
Ishiras Kräfte werden stärker, je weiter sie in das Zentrum der Insel vorstoßen. Außerdem löst sie endlich das Geheimnis um ihre Kräfte, das eng mit ihrer Herkunft und den geheimnisvollen Raikari, den maskierten Kriegern, verknüpft ist. Und als wäre das nicht schon aufwühlend genug, entwickelt sie immer mehr Gefühle für ihren geoharischen Begleiter Yaren. Sie fühlt sich zwischen Yaren und Kanhiro hin und her gerissen, was auf wundervolle, fast schon symbolische Art zeigt, dass Ishira immerzu zwischen den Stühlen steht: zwischen den Sklaven Inagi und den Besatzern Gohari, zwischen Drachen und Menschen, zwischen Yaren und Kanhiro… Ishira eine so ehrliche und friedliebende Person, dass sie meistens versucht, es allen recht zu machen. Wie lange wird ihr das noch gelingen?
Zeitgleich startet Kanhiro, Ishiras Freund, die Rebellion der Sklaven, die zunächst überraschend erfolgreich verläuft. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn dank Ishira weiß Kanhiro, dass sich der Hauptteil der Armee auf dem Feldzug ins Innere der Insel befindet.
Am Ende des Bandes erreicht der Feldzug das Zentrum. Dort entdecken sie Zeugnisse einer schrecklichen Vergangenheit. Was es damit genau auf sich hat, wird man erst in nächsten Band erfahren. Und auch die Rebellion steht am Ende des Bandes auf Messers Schneide – wird es den aufständischen Sklaven gelingen, die Besatzer zu vertreiben?
Die Geschichte ist unglaublich spannend erzählt. Gestört hat einzig, dass der Perspektivwechsel zwischen dem Feldzug und der Rebellion ein wenig zu häufig passiert, gerade wenn es auf beiden Seiten sehr actionreich wird. Es ist zwar nicht schwer der Handlung auf beiden Seiten zu folgen, dennoch ist es eine Irritation, wenn die Handlung abrupt aufhört, gerade wenn’s spannend wird, nur um ganz woanders weiterzugehen. Darüber kann man jedoch leicht hinweg sehen, weil die Geschichte es auf der Handlungsebene weider wett macht.
Die Welt von Inagi wird immer schöner. Der Feldzug ins Innere der Insel erinnert an Jule Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Die Landschaften sind kreativ und originell und werden gleichzeitig nicht zu ausufernd beschrieben. Man kann sich also ein gutes Bild machen, ohne von seitenlangen Beschreibungen erschlagen zu werden (Tolkien hat mich diesbezüglich verdorben).
Die Figuren sind nach wie vor klasse. Sie reagieren aufeinander sowie auf ihre Umwelt und ändern sich entsprechend. In diesem Band ist es besonders Yaren, der sich wandelt – mit der Folge, dass ich ihn mittlerweile richtig sympathisch finde.
Die Sprache bleibt auf dem hervorragenden Niveau, das man aus Band 1 gewohnt ist, ich kann nicht klagen. 😀
Band 2 bildet das perfekte Mittelstück. Was in Band 1 vorbereitet wurde, wird hier ausgeführt. Dennoch werden nicht alle Konflikte gelöst. Die finale Schlacht mit den Drachen und der Ausgang der Rebellion stehen noch aus. Wo geht die Reise hin?
Ich bin auf jeden Fall begeistert und warte sehnsüchtig auf die Fertigstellung von Band 3 „Inagi – Kristallherz“.
Der Blog von Patricia Strunk und „Inagi – Kristallblut“ bei amazon.
Lieben Dank für Deine Rezension zu Band 2, auf die ich gerade gestoßen bin! Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Du auch zu ‚Kristallblut‘ bereits eine verfasst hattest. Das ist doch mal ein guter Start in den Tag. 🙂
Band 3 ist inzwischen übrigens auf ein gutes Drittel angewachsen.
Gern geschehen! Ich bin immer noch ganz begeistert von der Welt, den Figuren und der Sprache. Alles rund, aus einem Guss – quasi: perfekt.
Ich freue mich schon total auf den nächsten Teil!
Yay, schon ein Drittel! 😀 Dann brauche ich nicht zu fürchten, dass er noch vor meiner Masterarbeit fertig wird. Das ist gut, ansonsten würde ich hemmungslos prokrastinieren – noch mehr als jetzt 😉
Oh, wow, danke! Jetzt muss ich mir mit Teil 3 ja erst recht Mühe geben. 🙂
Du glaubst gar nicht, wie gut ich das nachvollziehen kann. Ich war schon Meisterin im Prokrastinieren, als ich das Wort noch gar nicht kannte. 😉